Die Jagowstraße 35

Das ist eine Dokumentation der Entwicklung in der Jagowstraße 35 und auch darüber was die Politik nicht tut bzw. zu tun vermag um preiswerten Wohnraum zu schützen. Das Menü führt größtenteils chronologisch durch die Geschehnisse bis heute.

Geschichte das Hauses

Das Haus wurde vor 1910 als Ensemble im Kreuzungsbereich Jagowstraße-Levetzowstraße erbaut, was heute noch an den großen Ähnlichkeiten der Hinterhäuser in der Jagowstraße 35/35a und Levetzowstraße 21a erkennbar ist. Im Krieg sind die Gebäude im Kreuzungsbereich zerstört worden. Das Vorderhaus der Jagowstr. 35 wurde stark beschädigt und anschließend nur noch bis zum 2. OG wieder hergestellt.
Auch im Hinterhaus wurde durch die Bombardierung der Dachbereich und das 4. OG beschädigt.


Vorderhaus der Jagowstraße 35 nach dem 2. Weltkrieg


Das Grundstück der Jagowstraße 35 (gelb umrahmt) heute; rechts daneben die Feuerwache Moabit

Besitzerwechsel seit 2017

Das Haus war lange Jahre im Besitz der Familie Wieske und nach dem Tod von Frau Wieske ging es in den Besitz ihres Ehemanns Herrn Dr. Weiland über, der 2017 verstarb. Seine Tochter erbte das Haus, wollte dieses aber schnell in gute Hände abgeben. Sie verkaufte es, in der Hoffnung einen sozialen Eigentümer gefunden zu haben, an die Wisser Immobilien GmbH deren Eigentümer Claus Wisser (WISAG, Wisser AG) – einer der reichsten Frankfurter – als SPD Mitglied wohl diesen Eindruck vermittelte. Noch bevor es offiziell in seinen Besitz überging entschied er sich gegen eine Sanierung und für einen Weiterverkauf über die Firma Best Place. Der Verkauf erfolgte bevor es an ihn überschrieben wurde, d.h. die Immobilie wurde wohl direkt mit dem Eigentumsübergang an die Wisser Immobilien GmbH an die 2018 gegründete Jagowstraße 35 Immobilienverwaltungs GmbH, Berlin übertragen. Der Gesellschaftervertrag stammt aus dem Jahr 2017, der Kauf wurde also schon sehr früh geplant.

Vor dem Verkauf an die Jagowstraße 35 Imobilienverwaltungs GmbH

Wohl um das Haus besser verkäuflich zu machen wurde es auch etwas aufgehübscht. Der alte Eigentümer hatte die Angewohnheit alles was im Haus entfernt wurde im Haus zu entsorgen: Im Hof (als bepflanzte Schuttberge), im Keller und auf dem Dach.

Diese Altlasten wurden in einer kurzfristig angekündigten Aktion entsorgt, aber unter massiver Staubbelastung bis in die Wohnungen und unter teilweiser Zerstörung des Hofs.

Dafür dauerte diese Aufräumaktion “nur” 2 Wochen.

Nach dem Verkauf an die Jagowstraße 35 Imobilienverwaltungs GmbH

Nun im Besitz der Jagowstraße 35 Immobilienverwaltungs GmbH passierte erst mal wenig. Wir Bewohner wussten nicht mal wohin die Miete zu überweisen ist, da eine Kontonummer fehlte. Mietrückstand kann jedoch ein Kündigungsgrund sein.
Nach mehreren Schreiben an die Eigentümer, die nicht beantwortet wurden, versuchte ein Bewohner direkt an der Adresse der Firma diese zu erfahren. Erst beim dritten Versuch traf er dort jemanden an. An der damals am Ku’damm befindlichen Adresse hatte der Berliner Geschäftsführer wohl alle seine Firmen gebündelt. Er war ganz erstaunt einen Mieter an der Tür anzutreffen und versprach, dass wir von der Verwaltung hören werden. Er sagte auch, dass das eine „längerfristige Investition“ u.a. für „die Kinder“ sei.

Wirklich längerfristig und für die Kinder?
Inzwischen erfuhren wir aber, dass die Teilungserklärung, d.h. die Erlaubnis der Aufteilung in einzelne Eigentumswohnungen am 3.12.2020 beantragt und am 10.1.2021 genehmigt wurde. Das klingt nicht nach einem von der Firma betriebenem Mietshaus.

Das Haus wurde ab nun ganz vernachlässigt. Während der ersten Monate ereignete sich in einer leerstehenden Wohnung im EG ein Wasserschaden durch einen geplatzten Durchlauferhitzer.
Das Wasser strömte im Keller von der Decke und von der Hausverwaltung wollte zum Freitag Abend niemand vorbei kommen. Wir sollten doch die Wasserversorgung am Haupthahn abdrehen (und das Wochenende alle ohne fließend Wasser ausharren). Nach mehrmaliger hartnäckiger Intervention kam dann jemand und drehte in der leerstehenden Wohnung das Wasser ab.
Im Durchgangsbereich des Vorderhauses entwickelte sich auch ein Wasserschaden, wohl aufgrund eines defekten Abflussrohrs. Die Ursache besteht bis heute (die Mieter sind aber inzwischen ausgezogen) und der Schaden ist trotz Intervention nicht beseitigt, sondern der Fleck nur oberflächlich verdeckt worden.